Als Rheinländer steht man wahrscheinlich häufiger am Jahresanfang vor dem Problem, sich die wichtigen Feiertage des Jahrs in den Kalender eintragen zu wollen.
Klar, es gibt Dienstleister, die die Feiertage einfach zum Download und Import bereitstellen. Zum Beispiel sowas:
- https://www.feiertage-deutschland.de/kalender-download/
- http://de-kalender.de/icalendar
Aber natürlich ist das für manche (mich z.B.) nicht das Wahre. Die Feiertage haben die falschen Kategorien, manchmal fehlen welche, vielleicht will man sich eigene Sachen dazu eintragen (z.B. den Rathaussturm). Also: Selber machen.
Die Karnevalstage beginnen mit Weiberfastnacht, definiert als der 52. Tag vor Ostersonntag. Nun steht man vor dem schönen Problem: Wir berechnet man Ostern? Gar nicht so leicht; Ostern hängt von einem Vollmond ab. Konkret: Der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Ein gewisser Herr Gauß hat dazu 1800 eine nicht ganz triviale Formel (die auch noch zwei quasi vom Jahrhundert abhängige Konstanten braucht) geschrieben, von der auch noch Ausnahmen gelten. Erst die Osterformel von Spencer Jones von 1922 (ersonnen von jemand anderem 1876, so läuft das) funktioniert ohne Ausnahmen.
Viele Programmiersprachen haben Methoden dafür, die die Berechnung übernehmen. In PHP steht beispielsweise die Methode „easter_date()“ zur Verfügung, und verwendet die C-Library. Alternativ gibt es die Methode „easter_days()“. Mit den Methoden wird die Berechnung – zumindest für die aktuellen Jahrzehnte – easy. Allerdings sollte jeder Entwickler einmal nachvollzogen haben, was da im Hintergrund passiert.
Das ganze Thema Oster-Berechnung ist übrigens ein spannendes Stück Mathematik-Geschichte. Früher gab es Verständige der Mathematik-Künste, die Ostern zu berechnen versuchten oder auch vermochten, bis man in der Lage war, das ganze in eine halbwegs akkurate Formel zu gießen. Das Osterparadoxon zeigt darüber hinaus, wie sehr wir uns anstrengend müssen, um die Natur mit unserem Modell überein zu bringen:
Der kalendarische Frühlingsbeginn ist nicht ganz gleich dem astronomischen Frühlingsbeginn; der erste „echte“ Frühlingsvollmond kann also etwa vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn liegen, und wenn das auch noch am Wochenende passiert (weil der erste Sonntag Ostern sein soll) stimmt – zack! – keine Formel mehr. Der astronomische Frühlingsbeginn ist definiert als Tagundnachtgleiche (Äquinoktium) bzw. astronomisch gesprochen der Moment, in dem die Sonne den Himmelsäquator überquert, also die Deklination (vereinfacht der Winkel zwischen Himmelsäquator und Ekliptik, also wiederum vereinfacht der Erdbahnebene) 0° beträgt. Ich habe dazu unten ein Video verlinkt, das das Verständnis erhöht. Sucht auch mal selbst nach Videos zu dieser Thematik bei Youtube, das ist geradezu lustig, wie viele Esoteriker und Schwurbler sich da tummeln.
Siehe:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Osterdatum#Methoden_der_Osterberechnung
- https://de.wikipedia.org/wiki/Osterparadoxon
- Sonnenjahr und Äquinoktium: https://www.youtube.com/watch?v=OBrsKknKkkU